„Irgendwann aus dieser Pandemie herauskommen“
– Im Gespräch mit Impfpilotin Dr. Katrin Fröba über den Impfstart und die Impfroutine in ihrer Praxis
Im thüringischen Bad Lobenstein arbeitet Dr. Katrin Fröba. Die Hausärztin ist eine der ersten, die in der Impfkampagne auf Idana setzt und bei der Corona-Schutzimpfung auf digitale Prozesse umgestellt hat. Ihren Impfbetrieb organisiert sie mit Online-Terminvergabe und Telefonassistenten, für Impfaufklärung und Einwilligung gemäß der offiziellen Schutzimpfungsrichtlinie nutzt sie die Corona-Inhalte von Idana.
Für den letzten Teil unserer Interview-Reihe „Im Gespräch mit Impfpilotin Dr. Fröba“ haben wir die Hausärztin nach ihrer persönlichen Impfstrategie gefragt. Welche Erwartungen die Hausärztin für den Impfstart hat und wie sie ihr Impfmanagement gestaltet, erfahren Sie hier.
Frau Dr. Fröba, nach Ostern geht es los. Was sind Ihre Erwartungen für den Impfstart?
Wir hoffen natürlich, dass wir aus dieser Pandemie irgendwann herauskommen. Das ist unser aller Anliegen. Denn die Situation jetzt, das ständige Masketragen, die Vorgabe, dass wir immer nur sechs Patienten gleichzeitig im Wartebereich haben dürfen, das ist eine Belastung für die ganze Praxis. Die Hoffnung ist eigentlich auch die, dass das Impfen wie bei jeder anderen Impfung abläuft. Aber die Hoffnung wird wohl leider nicht erfüllt.
Warum? Was unterscheidet die Corona-Schutzimpfung von anderen Impfungen?
Da kommt eine unglaubliche Bürokratie auf uns zu. Eine ähnliche Situation hatten wir 2009/2010 bei der Schweinegrippe schon einmal. Damals gab es Einwilligungsbögen zur Impfung und die lagern heute noch bei mir im Keller. Ich weiß nicht, wann ich die wegschmeißen darf, man ist da ja vorsichtig. Meine Hoffnung ist, dass sich das bei der Corona-Impfung nicht wiederholt.
Die KBV hat angedeutet, dass die schriftliche Einwilligung nicht unbedingt erforderlich ist, aber da liegt die Nachweispflicht dann bei uns Ärzten. Da ist es mir lieber, man hat wirklich eine Unterschrift. Bei BioNTech ist das alles kein Problem, bei AstraZeneca wahrscheinlich schon.
Die Dokumentation ist das eine, das Durchschleusen der Patienten durch die Praxis ist das andere, was diese Impfung von anderen unterscheidet. Wir müssen den Impfablauf so gestalten, dass die Hygieneregeln eingehalten werden, dann gibt es die 15-minütige Beobachtungszeit im Anschluss an die Impfung.
Nächste Woche geht es los und wir haben in der Summe 48 Impfungen geplant. Normalerweise verimpfen wir das an einem Vormittag, in der Grippeimpfzeit gibt es bei uns extra Impftage und machen wir mindestens 80 Impfungen an einem Vormittag. Da läuft nichts anderes in der Praxis und auch der Patient ist dann froh, wenn er wie im Supermarkt durchlaufen kann, seine Impfung bekommt und wieder gehen darf (lacht). Diese 15 Minuten Beobachtungszeit stoppen da schon. Das sind schon Herausforderungen, aber das kriegen wir hin!
Wie haben Sie sich auf den Impfstart vorbereitet?
Wir haben jetzt alles so vorbereitet, dass wir mit Idana die Impfaufklärung und Impfanamnese in die Häuslichkeit verlagert haben, und in einem Aufwasch auch die Einwilligung mit einholen. Damit haben wir dann alles digital und es fallen nicht wieder Papierberge an Unterschriften, die eingescannt werden und dann eventuell wieder zehn Jahre gelagert werden müssen. Dazu haben wir in den letzten Wochen auch die Stammdaten unserer Patienten ergänzt und die E-Mail-Adresse aufgenommen.
Und wie sieht Ihre Impfroutine nun genau aus?
Der erste Schritt im Impfablauf ist die Terminvergabe. Seit letztem Jahr biete ich keine offene Sprechstunde mehr an, sondern habe eine Terminsprechstunde eingeführt. Die Terminvergabe läuft über das Telefon, seit neuestem mit einem intelligenten Anrufbeantworter, oder über die Website über den Self Check-in der Idana App.
Die Impfung selbst ist nicht das Problem, sondern die Routine darum. Im mobilen Impfteam habe ich erlebt, dass die Anamnese und die Impfaufklärung, vor allem aber die Dokumentation, fünfmal so lange wie die Impfung selbst braucht. Das wäre in der Praxis undenkbar. Deshalb bin ich froh, dass ich Idana schon seit einem Jahr verwende und meine Praxis während der Pandemie damit infektfrei halten konnte.
Bei der Impfroutine werde ich da nun ähnlich verfahren. Wenn der Patient anruft oder den Self Check-in genutzt hat, um einen Termin zu vereinbaren, bekommt er die Corona-Inhalte mit Aufklärungsmerkblatt, Anamnese und Einwilligungserklärung direkt per Mail zugeschickt und bearbeitet die zu Hause. Das wird dann vom Patienten elektronisch unterschrieben und wieder an uns übermittelt. Ich sehe dann auf einen Blick, ob der Patient impffähig ist, weiß, ob noch zusätzlicher Gesprächsbedarf besteht, und habe alles, auch die Einwilligung, direkt papierlos dokumentiert.
[Mehr über die Art und Weise, wie Dr. Fröba Idana im Pandemiealltag genutzt hat und wie ihr Impfmanagement mit Idana aussieht, erfahren Sie in unserem Webinar > https://corona.idana.com/webinar-stream-24.03.21-0 ]
In den ersten beiden Teilen unserer Interview-Reihe hatten wir schon darüber gesprochen, was die Corona-Pandemie mit dem Arztberuf und der Medizin und den Praxen macht. Was werden Sie denn von diesen digitalen Routinen beibehalten, die Sie jetzt wegen Corona etabliert haben?
Mir gefällt die Vielzahl der Kanäle, über die man mit dem Patienten kommunizieren kann. Denn so können für den einzelnen Patienten individuelle Lösungen gefunden werden. Diese Erweiterung der Palette, das Arzt-Patienten-Gespräch zu führen, das finde ich eine tolle Errungenschaft und ich bin froh, dass sich das jetzt endlich verbreitet. Ohne den Zwang von außen wäre das nicht so schnell gekommen. Ich glaube, Deutschland hätte es geschafft, dass das über die Datenschutzbeauftragten noch weitere 20 Jahre verzögert wird (lacht).
Wir alle gewinnen an Flexibilität, nicht nur die Patienten, auch wir Ärzte. Es entspannt die Situation, wenn Patienten sich nicht wegen jeder kleinen Frage in die Praxis begeben müssen, was ja bis vor kurzem noch Pflicht war.
Und der allerwichtigste Aspekt ist, dass wir so die Infekte zu Hause zu lassen. Auch jenseits von Corona sind Infekte ein großes Thema in der Hausarztpraxis. Das ist für mich die größte Freude, dass mein Wartezimmer am Montagmorgen nicht mehr mit den Patienten gefüllt ist, die einen Arbeitsunfähigkeitsschein brauchen, um sich mal drei Tage auszukurieren, und gleichzeitig die älteren Patienten nebendran sitzen, die wirklich Problem am Wochenende hatten mit dem Herz, mit Luftnot und so weitere, und Angst haben müssen, sich anzustecken.
Zum Abschluss: Was leisten Lösungen wie Idana für die Medizin?
Arztsein, das umfasst ja eine die volle Spannbreite vom Institut über die Forschung bis zu den Facharztpraxen, von spezialisierten OP-Zentren bis dann wirklich zum Allgemeinarzt. Jeder hat seine Aufgabe und trägt etwas zur Behandlung des Patienten bei. Und so individuell wie die Ärzte so individuell sind die Lösungen, die eine Plattformen wie Idana bieten kann. Das find ich so schön an Fragebögen, die man individuell anpassen kann, aber doch auf einer universal verwendbaren Plattform laufen. Und alle, vom MVZ, OP-Zentrum bis zum Hausarzt irgendwo in der Prärie, können das verwenden.
Frau Dr. Fröba, wir danken Ihnen ganz herzlich für das Gespräch!
Steckbrief Praxis Dr. Katrin FröbaDie Ärztin: Frau Dr. med. Fröba ist Fachärztin für Allgemeinmedizin und blickt zurück auf 31 Jahre Berufserfahrung, seit 2007 ist sie als niedergelassene Ärztin im thüringischen Bad Lobenstein tätig. Ihre Praxis ist Teil des Pilotprojekts der KV Thüringen für Impfungen in Hausarztpraxen. Praxis und Praxisteam: Die Praxis Dr. Fröba ist eine typische Kleinstadt-Einzelpraxis, in der pro Quartal etwa 1500 PatientInnen behandelt werden. Unterstützt wird Frau Dr. Fröba von einem dreiköpfigen Praxisteam, zwei MFAs und eine nicht-ärztliche Praxisassistentin für die Hausbesuche. |