Rund ein Drittel ihrer Arbeitszeit verbringen Ärzte und ihr Personal im Schnitt mit Verwaltungsaufgaben. Diese Zeit fehlt nicht nur für die eigentliche Arbeit am und mit dem Patienten, sondern könnte auch in ökonomischer Hinsicht gewinnbringender für andere Aufgaben eingesetzt werden.
Eine Studie mit Ärztinnen und Ärzten zeigt auf, dass Digitalisierung von Prozessen in Arztpraxen zu spürbaren Zeiteinsparungen führen.

Freiburg, 15. Oktober 2021– Bei Ärzten im niedergelassenen Bereich herrscht chronischer Zeitmangel. Im Durchschnitt hat ein Arzt nur 8 Minuten Zeit für einen Patienten. In dieser Zeit will Vieles erledigt werden: eine gründliche Anamnese erheben, ein empathisches Arzt-Patienten-Gespräch führen, Rezepte und Bescheinigungen ausstellen, alles rechtskonform dokumentieren und daneben noch über die Behandlung entscheiden.
Hinzu kommt noch die rein administrative Arbeitszeit der Praxismitarbeiter pro Patient für die Anmeldung, Ausgabe von relevanten Formularen und Anamnesebögen sowie das Einscannen und Einpflegen der ausgefüllten Formulare in das PVS System.

In einer Studie der Tomes GmbH mit Ärztinnen und Ärzten, die Nutzer der Software Idana sind, wurde herausgefunden, dass pro Patient im Durchschnitt 4 Minuten pro Befragung sowohl bei der MFA wie auch dem Arzt eingespart werden kann. Nimmt man die durchschnittlichen Stundensätze für Ärzte und MFAs, so ergibt das ungefähr 6,50 Euro pro Patient, was an Lohnkosten beim Arzt und den medizinischen Fachangestellten eingespart werden kann.

Die zeitlichen Einsparungen ergeben sich aus der Digitalisierung von Anmelde- und Anamneseprozessen, welche die Software Idana ermöglicht. Durch die Digitalisierung des Vorgangs können die Patienten orts- und geräteunabhängig die Formulare und Fragebögen vorab in Ruhe ausfüllen. Dies erhöht die Umfänglichkeit und Qualität der Befragungen, reduziert aber trotzdem die Arbeitszeit vom behandelnden Arzt und dessen Mitarbeitern.
Hinzu kommt der Wegfall des Einscannens und Einpflegen aller Dokumente, da die ausgefüllten Formulare und Anamnesebögen automatisch in die jeweilige digitale Patientenakte im PVS System eingefügt wird. Der Arzt kann aufgrund der vorausgewerteten Anamnesebögen, die zum Beispiel auf Risikofaktoren und Scores hinweisen, beim Arzt-Patienten-Gespräch gezielter Nachfragen stellen.
Je nach Einbindung der MFAs in die medizinische Betreuung der Patienten, können diese aufgrund der medizinisch, automatisch, ausgewerteten Anamnesebögen, vorab auch Untersuchungen wie Blutabnahme beim Patienten veranlassen. Diese Ergebnisse würden dem Arzt dann auch schon vorliegen, wenn der Patient zum ersten Arzttermin kommt. Unnötige, zweifache Arztbesuche können vermieden werden und der Prozess schlanker, zielführender gestaltet werden. Das entlastet Patient und Arzt.

Die Studie ergab, wenn bei 200 Patientinnen und Patienten im Monat die Software zur Befragung in der Arztpraxis eingesetzt wird, lassen sich damit 1.310 Euro an Lohnkosten einsparen. Das sind im Jahr fast 16.000 Euro. Oder die Praxis nutzt die Zeit, um mehr Zeit Patienten zu behandeln.
Neben den reduzierten Lohnkosten kommen noch Einsparungen bei den Materialkosten in Höhe von circa 20 Euro pro Monat hinzu. Da Anmeldung und Anamnese der Patienten rein digital erfolgt, reduzieren sich die Kosten für Papier und Druck. Das schont nicht nur das Budget von Arztpraxen, sondern auch die Umwelt.

Neben Kosteneinsparungen bei Lohn und Material kommen noch weitere Vorteile zum tragen, welche die Studienteilnehmer monetär bewertet haben. Ein Viertel der befragten Ärzte gaben an, dass sich der Einsatz der Software positiv auf das Image der Praxis ausübe,15% berichteten von einer strukturierteren Anamnese und Erhöhung der Behandlungsqualität und 10% gaben an, dass sich der Praxisbetrieb optimiert hat und eine erhöhte Patientenzufriedenheit feststellbar ist. Die Ärztinnen und Ärzten gaben diesen Vorteilen einen monetären Gegenwert von 1.140 Euro pro Jahr.

Über die Studie

Für diese Studie wurden insgesamt 35 Ärztinnen und Ärzte befragt, die die Software Idana nutzen. 25 von ihnen sind im Bereich Allgemeinmedizin tätig.
Die Ärztinnen und Ärzte erhielten einen Fragebogen, der neben den Monetarisierungseffekten auch die Zufriedenheit abfragte.
Die Studienteilnehmenden sollten ihre durchschnittliche Zeitersparnis in Zeitintervallen (0 min, 0-2 min, 2-5 min, 5-10 min, 10-15 min, > 15 min) einschätzen sowie den weiteren Nutzen mitsamt dem geschätzten monetären Gegenwert angeben.
Die Studie entstand im Rahmen einer Masterarbeit im Studiengang „Wirtschaftsingenieurwesen“, die im August 2021 am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) von Leonard Wedekind eingereicht wurde.
Zur Berechnung des ärztlichen Bruttoeinkommens je Stunde wurde das durchschnittliche Jahreseinkommen eines niedergelassenen Hausarztes herangezogen. Ausgegangen wurde dabei von 20 Arbeitstagen pro Monat und einer durchschnittlichen Wochenarbeitszeit von 48 h (Quelle: Ärztemonitor 2018).

 

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