Die übersehene Gefahr – Wie sich Depressionen mit Idana früh erkennen lassen

“Mensch, in letzter Zeit hast du ständig schlechte Laune”, “Immer klinkst du dich aus, wenn wir was unternehmen” oder “Komm’ mal in die Puschen!”- Sätze wie diese hört Stephan K. in der letzten Zeit immer wieder, von seiner Freundin, von der Familie und im Freundeskreis. Gleichzeitig plagt ihn große Müdigkeit. Während des Routinechecks beim Hausarzt erklärt sich der Mittzwanziger das mit der veränderten Lebenssituation: Gerade erst hat er sein Studium beendet und ist nun zum ersten Mal in Vollzeit angestellt. Dass er sich daran erst einmal gewöhnen muss, erscheint auch dem Arzt plausibel. Er rät Stephan daher, es langsam angehen zu lassen, bis er sich an den neuen Alltag gewöhnt hat. Doch die Müdigkeit will und will nicht bessern werden, auch Wochen später fühlt sich Stephan antriebslos und verbringt seine freie Zeit am liebsten auf der Couch oder im Bett.

Als sich schließlich auch Kopfschmerzattacken einstellen, geht Stephan auf Drängen seiner Freundin erneut zum Hausarzt. “Körperlich ist alles in Ordnung”, beruhigt ihn dieser und verschreibt ein Schmerzmittel gegen die Schmerzattacken. Beim nächsten Kontrollbesuch 6 Wochen später – noch keine Besserung – überweist er Stephan an eine Neurologin zur Abklärung einer Migräne.

Die Spezialistin wird hellhörig, als Stephan von seiner Antriebslosigkeit erzählt und darüber klagt, dass er sich so mehr und mehr von Freunden und Familie isoliert. Ihr Verdacht bestätigt sich, als sie Stephan bittet, den PHQ-9 Fragebogen auszufüllen: Das Screening fördert einen Wert von 12 zutage, eine mittlere Depression also, die Stephan nun seit einem Jahr begleitet.

PHQ-9 Fragebogen in Idana

Validierte Diagnosehilfen: Depressions-Screening mit  PHQ-9 oder BDI

Das PHQ-9-Screening (kurz für “Patient Health Questionnaire”) ist ein psychologisches Testverfahren, um Patienten schnell und ohne großen Aufwand auf Depressionen zu screenen. Ursprünglich auf Englisch konzipiert und zu Beginn der 2000er ins Deutsche übertragen, kommt das Verfahren in der ganzen Welt zum Einsatz. In Deutschland wird derzeit noch häufiger auf das etwas ausführlichere Beck-Depressions-Inventar zurückgegriffen (BDI).

Beide Verfahren funktionieren jedoch nach dem gleichen Prinzip: Der Patient beantwortet ein Set an Fragen zum allgemeinen Befinden und zu verschiedenen Lebensbereichen, auch eine veränderte Stimmungen oder Verhaltensweisen wie Appetit oder Schlafverhalten können auf eine Depression hinweisen. Der Selbsteinschätzung ordnet der Test Kennwerte zu, die addiert werden und in der Summe Auskunft über das Vorhandensein einer Depression bzw. über ihren Schweregrad Auskunft geben. In Metastudien erzielen PHQ-9 und BDI gute Werte: Beide Testverfahren diagnostizieren zuverlässig Depressionen, sie sind reliabel und verfügen über eine hohe Änderungssensitivität, wodurch sie sich auch für den Einsatz in Längsschnittuntersuchungen eignen. In Studien schneiden beide beide Screening-Methoden in Hinblick auf Verlässlichkeit und Aussagekraft gleich gut ab, Wissenschaftlerinnen und Forscher geben jedoch dem PHQ-9 aufgrund der Kürze oftmals den Vorzug gegenüber dem BDI. (Titov N et al. (2011) “Psychometric Comparison of the PHQ-9 and BDI-II for Measuring Response During Treatment of Depression”)

 

Besondere Herausforderung für die Hausarztpraxis

Gerade in Hausarztpraxen erweist sich das Depressions-Screening als hilfreiches Tool, um Patienten wie Stephan ohne Verzögerung zu helfen. Oft machen sich Depressionen über körperliche Begleiterscheinungen wie Antriebslosigkeit, gesteigerten oder verminderten Appetit oder scheinbar unerklärliche Schmerzen bemerkbar – Beschwerden, bei denen die meisten Patienten noch nicht an die Psyche denken und erst einmal den Hausarzt als ersten Ansprechpartner aufsuchen. Studien konnten zeigen, dass 35 Prozent der Patienten, die wegen körperlicher Beschwerden zum Hausarzt kommen, unter psychischen Störungen leiden (z.B. Löwe B et al. 2004: “Monitoring Depression Treatment Outcomes With the Patient Health Questionnaire-9”).

Für AllgemeinmedizinerInnen ist das eine besondere Herausforderung. Ihnen fehlt es oft an Erfahrungen mit Depressionen und an Zeit, um scheinbar harmlosen Beschwerden auf den Grund zu gehen. Im Vergleich mit dem PHQ-9-Testverfahren schneiden Hausärztinnen und -ärzte deutlich schneller ab: Sie erkennen nur etwa 48 Prozent der Depressionen, die mit dem PHQ-9 Depressions-Screening erkannt würden (Sielk M et al. 2009: “Prävalenz und Diagnostik depressiver Störungen in der Allgemeinarztpraxis”).

 

Depressions-Screening mit Idana

Was sich auf Papier schon bewährt hat, macht Idana nun digital: Die Anamnese-Software hält neben vielen anderen psychologischen Testverfahren auch den PHQ-9-Fragebogen bereit – und erspart dem Praxispersonal damit Arbeit beim Auswerten der Bögen. Idana zählt automatisch die den Antwortmöglichkeiten zugeordneten Punktwerte zusammen und liefert einen Score, mit dem der Arzt seinen Verdacht erhärten kann. Auch in  Hausarztpraxen ist dies ein nützliches Werkzeug, entweder bei Verdacht oder präventiv bei Routinekontrollen. Routinemäßig eingesetzt tragen Screenings nachweislich dazu bei, dass Depressionen rechtzeitig erkannt werden.

Dass solche Verfahren den Betroffenen mitunter die Leidensgeschichte stark verkürzen können, zeigt der Fall von Stephan K., der erst nach einigen Arztbesuchen die Diagnose Depression erhielt und mit der richtigen Therapie beginnen konnte. Schon allein die Diagnose Depression ist für viele Patienten eine Erleichterung, da auch die Ungewissheit nach ergebnislosen Untersuchungen und Arztbesuchen belastend wirkt. Unerkannt und nicht-therapiert steigt außerdem das Risiko, dass sich die Symptome verschlechtern und die Depression stärker wird. Chronifizierung bis hin zum Suizid sind die Folge. Und auch für Hausärztinnen und -ärzte ist der Einsatz von Depressions-Fragebögen mit Idana eine Unterstützung, mit der sich weitere Laboruntersuchungen und Folgetermine vermeiden lassen.

 

Hinweis zur Abrechenbarkeit: Mit der GOÄ-Ziffer 857 (“Anwendung und Auswertung orientierender Testuntersuchungen”) können auch Hausärzte den Einsatz eines Depressionstests bei Privatpatienten mit 15,55 € (bei Faktor 2,3) abrechnen. Quelle: https://www.virchowbund.de/uploads/files/abrechnungstipps_nila_12-2018.pdf

 

Weitere Informationen zum Einsatz von Idana in Psychiatrie und Psychotherapie