Wenn Babys verständlich ausdrücken könnten, was ihnen wehtut oder wann sie Hunger haben, wären viele schreiende Kinder schnell beruhigt. Dieser Wenn-dann-Gedanke verdeutlicht, wie bedeutungsvoll die sogenannte Eigenanamnese ist. 

Ein Patient teilt sich mit und gibt Auskunft über seine Beschwerden und Vorgeschichte. Ärzten fällt es dann einfacher, eine gezielte Diagnose zu stellen. Genauere Informationen, Beispiele und wie die Eigenanamnese auf moderne Weise gelingt, erfahren Sie in diesem Beitrag.

Eigenanamnese Definition

Die Eigenanamnese kann kurz und knapp mit diesen Worten definiert werden:

Die Vorgeschichte einer Krankheit, die im Gespräch mit dem Kranken zur Diagnosestellung ermittelt wird.”

Was bedeutet Eigenanamnese in der Praxis?

Der Begriff Anamnese stammt vom Griechischen anamnesis = Erinnerung ab. Es wird in Erfahrung gebracht, welche Vorgeschichte und welche Beschwerden der Patient hat.

Die Eigenanamnese ist ein wichtiger Bestandteil des Arzt-Patienten-Gesprächs. Der Patient macht eigene Angaben zu seinem Befinden und seiner Krankengeschichte. Die Informationen dienen der Diagnosefindung.

Im Gegensatz zur Eigenanamnese steht die Fremdanamnese, bei der Angehörige oder eine andere dritte Person Angaben machen. Die Fremdanamnese ist relevant, wenn der Patient die Fragen im Arzt-Patienten-Gespräch nicht selbst beantworten kann. 

Dies ist zum Beispiel der Fall, wenn der Patient bewusstlos ist, kognitive Stören aufweist oder sich nicht verständigen kann. Säuglinge, Kleinkinder oder manche ältere Menschen können keine eigenständige Auskunft geben.

Eigenanamnese Beispiele

Um die Bedeutung der Eigenanamnese zu veranschaulichen, folgen zwei Praxisbeispiele mit Fragen und einer möglichen Antwort.

Beispiel 1: Allergien und Unverträglichkeiten

Fragen

  • Haben Sie bekannte Hautkrankheiten wie zum Beispiel Neurodermitis?
  • Haben Sie Allergien, zum Beispiel gegen Metalle, Nahrungsmittel oder chemische Stoffe?

Beispielhafte Antwort 

Nach eigenen Angaben hat die Patientin seit ihrer Kindheit eine Allergie gegen Nickel. Vorübergehende Ausschläge an den Armen führten bereits damals zum Hautarzt. Dieser Zustand beruhigte sich für lange Zeit. 

Seit drei Monaten fallen ihr erneut gereizte Hautstellen an den Händen auf, die beim Haarewaschen und Tellerwaschen brennen und dann wieder leicht abklingen, aber nie verschwinden. Vor rund vier Monaten durchlief die Patientin eine stressige Phase aufgrund eines Jobwechsels. Seither scheint sie auf chemische Reinigungsmittel empfindlich zu reagieren. 

Beispiel 2: Diabetes

Fragen

  • Haben Sie eine Zuckerkrankheit?
  • Hatten Sie bisherige Kuraufenthalte?
  • Welche Medikamente nehmen Sie ein und wie regelmäßig?
  • Haben Sie andere, bisher noch nicht erwähnte Krankheiten?

Beispielhafte Antwort 

Seit einem Alter von 23 Jahren hat der Patient Diabetes. Bisherige Kuraufenthalte waren nach eigenen Angaben nicht sehr erfolgreich. Medikamente wie mehrmals 1 bis 3 Einheiten Insulin sind täglich notwendig, um den Blutzucker zu senken.

In den letzten vier Wochen hat sich der durchschnittliche Bedarf an Insulin erhöht. Beschwerden wie häufige Müdigkeit und Verdauungsbeschwerden sind seit rund drei Monaten eine zusätzliche Belastung. Im Leben des Patienten gab es keine großartigen Veränderungen. Jedoch war der Patient häufiger von Hals- und Ohrenschmerzen geplagt, als gewohnt.

Vor- und Nachteile der Eigenanamnese

Die Eigenanamnese ist eine wertvolle Methode, um mehr über den Patienten herauszufinden. Es gibt jedoch gute Gründe, warum es auch andere Anamnesearten gibt. Dazu eine kurze Übersicht zu den Vor- und Nachteilen der Eigenanamnese.

Vorteile

  • Aussagen des Patienten sind nicht ersetzbar (kein anderer weiß, wie sich der Patient wirklich fühlt).
  • Patienten können gezielt sagen, wo Beschwerden oder Schmerzen vorliegen.

Nachteile

  • Kognitive Defizite führen zu fehlerhaften Angaben.
  • Patienten sind nicht immer in der Lage, selbst Angaben zu machen.
  • Die Auskünfte sind subjektiv.
  • Aussagen sind nicht immer vollständig.
  • Gutes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Arzt notwendig.

Durchführung der Eigenanamnese

Es gibt verschiedene Ansätze, die Eigenanamnese durchzuführen. Viele Arztpraxen nutzen Fragebögen, sodass Informationen schon vor dem Arzt-Patienten-Gespräch vorliegen.

Standardisierte Eigenanamnese Fragebögen

Die Eigenanamnese kann sehr umfassend sein und schnell bis zu 50 oder mehr Fragen enthalten. In standardisierten Eigenanamnese Fragebögen, die in Arztpraxen vor dem Arzttermin vom Patienten auf Papier ausgefüllt werden, sind häufig die Antwortmöglichkeiten “Ja” und “Nein” gegeben. Falls notwendig, kann der Patient auch ein Textfeld füllen.

Diese Fragebögen haben den Vorteil, dass durch die zwei Antwortmöglichkeiten beim Durchsehen schnell Punkte erkannt werden können, die auffällig sind. Der behandelnde Arzt kann auf diese Weise schnelle Rückschlüsse ziehen und gezielte Nachfragen machen.

Die Papierform hat allerdings einige Nachteile. Zum einen werden Papierfragebögen sehr umfangreich, sodass ein Kompromiss aus Länge des Fragebogens und Gehalt der Informationen gefunden werden muss. 

Das analoge Format ist zudem nicht flexibel, sodass keine tiefer gehenden Fragen anhand des Antwortverhaltens möglich sind. Außerdem sollten Fragebögen nicht zu lange dauern, da den Patienten sonst die Zeit zum Ausfüllen zu knapp wird.

Digitale Eigenanamnese mit Idana

Bestimmt haben Sie schon einmal an einer Online-Umfrage teilgenommen. Dieses Konzept lässt sich auch hervorragend auf die Eigenanamnese übertragen. Mit Idana haben Sie Zugriff auf fachspezifische Eigenanamnese Fragebögen, die Sie nach Bedarf individualisieren können. 

Patienten erhalten schon vor dem Arzttermin einen Zugang zu diesem Fragebogen und können ihn in Ruhe von einem beliebigen Ort und auf einem Gerät ihrer Wahl ausfüllen. Sobald alles ausgefüllt und abgesendet wurde, erhalten Sie die Informationen digital. Auffälligkeiten werden automatisch hervorgehoben, sodass Sie als Arzt auf den ersten Blick wichtige Punkte erkennen.

Der Vorteil von Online-Fragebögen ist, dass Fragen individuell auf bestimmte Antworten hinzugefügt oder ausgelassen werden können. Beantwortet ein Patient beispielsweise die Frage, ob er in der Vergangenheit Operationen hatte, mit “Ja”, kann direkt im Anschluss die Frage gestellt werden, um welche Operationen es sich handelt und wann diese gemacht wurden. Lautet die Antwort dagegen “Nein”, wird dieser Schritt einfach übersprungen.

Eigenanamnese im Arzt-Patienten-Gespräch

Selbstverständlich darf die Eigenanamnese im Arzt-Patienten-Gespräch nicht ausgelassen werden. Als Arzt können Sie mit der Frage: “Was führt Sie heute zu mir?” ins Gespräch einsteigen und bisherige Angaben aus Fragebögen vertiefen.

Beachten Sie, dass das Arzt-Patienten-Gespräch auch wichtig für den Vertrauensaufbau von Patient zu Arzt ist. Außerdem gewinnen Sie als Arzt einen persönlichen Eindruck und können den Patienten und dessen Beschwerden besser einordnen, was wichtig für die Diagnosestellung ist.

Fazit: Nutzen Sie die wertvollen Auskünfte Ihrer Patienten

Patienten können viele wichtige Details über sich erzählen und eine Eigenanamnese sehr zeitintensiv sein. In Arztpraxen ist dafür leider nicht immer die benötigte Zeit. Mit modernen Lösungen wie der digitalen Anamneseerhebung von Idana erhält der Patient schon vor dem Gespräch einen digitalen Fragebogen. Nutzen Sie diese Möglichkeit für eine effiziente und effektive Eigenanamnese und probieren Sie die Software jetzt kostenlos aus.

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