Der Notfallkoffer einer Arztpraxis kann lebensrettend sein. Bei der Zusammenstellung der Inhalte sind Sie als Praxis sehr frei. Wir zeigen Ihnen, welche Empfehlungen und Orientierung es für die Ausstattung des Notfallkoffers gibt und worauf Sie neben den Inhalten achten sollten. 

Warum ist ein Notfallkoffer so wichtig?

Ein Notfallkoffer (oder Notfallrucksack) gehört in jede Arztpraxis. Sinn und Zweck ist es, Patienten in Notfällen schnell und bestmöglich versorgen zu können. Notfälle sind unvorhersehbar und unzählig viele Szenarien sind denkbar, beispielhaft sind hier kardiale, pulmonale, neurologische oder allergische Notfälle zu nennen. Mit einem Notfallkoffer, der unmittelbar zur Verfügung steht, können Notsituationen entschärft werden.

Notfallkoffer Inhalt nach DIN 13232

Es gibt keine gesetzliche Regelung über den Inhalt eines Notfallkoffers für Arztpraxen. 

Orientierung bietet jedoch die Vorgabe zur DIN 13232. Praxis Zertifizierer nutzen diese Vorschrift als Grundlage, weshalb Arztpraxen sich danach richten können. Die Norm legt die Inhalte des Arztkoffers fest und ist in drei Module aufgeteilt. 

  • Modul A: Allgemeines Material für die Notfallversorgung
  • Modul B: Besonderes Material für die Versorgung von Erwachsenen
  • Modul C: Besonderes Material für die Versorgung von Kindern / Säuglingen

Modul A ist die Grundlage, die immer bei einem Notfallkoffer einer Arztpraxis vorhanden sein sollte. Meist wird diese mit Modul B kombiniert. In Kinderarztpraxen macht die Kombination aus Modul A und C Sinn. Eine Notfallausrüstung bestehend aus allen drei Modulen ist ebenfalls möglich und im Rettungsdienst die Regel.

Der Verbandkasten nach DIN 13157 ist nicht mit dem Notfallkoffer in der Arztpraxis zu verwechseln. Hierbei handelt es sich um eine Vorschrift, die für alle betrieblichen Einrichtungen gilt und die Erste Hilfe sicherstellt. In erster Linie ist damit die Versorgung des Praxispersonals gemeint. Außerdem sind hier keine Arzneimittel enthalten.

Welche unterschiedlichen Notfallkoffer gibt es?

Es gibt nicht den einen Notfallkoffer für die Arztpraxis. Sie können die Inhalte sehr individuell wählen. Die Basisausstattung ist hierbei zu empfehlen, die unter Berücksichtigung einiger Aspekte wie Ihrem Patientenspektrum ergänzt werden sollte.

Der Notfallkoffer muss kein Koffer sein. Die Notfallausstattung kann sich auch in einem Notfallrucksack oder einer Tasche befinden.

Wesentliche Bestandteile – Modul A

Nachfolgend eine beispielhafte Basisausstattung:

  • Material: z.B. Spritzen, Kanülen, Pinzette, Schere, Verbände, Handschuhe
  • Diagnostik: z.B. Blutdruckmessgerät, Stethoskop, Fiebermesser
  • Notfallbeatmung und Absaugung: z.B. Absaugpumpe, Katheter, Beatmungsbeutel, Larynx-Tubus
  • Infusionsmaterial: z.B. Kanülen, Elektrolytlösungen, Fixierpflaster, Stauschlaufe
  • Medikation für Notfälle: z.B. unterschiedliche Empfehlungen, siehe Empfehlungs-Listen
  • Zusatz: z.B. Notfall-Defibrillator, ggf. Sauerstoffflasche

Ein Defibrillator oder eine Sauerstoffflasche sollten nur hinzugefügt werden, wenn das Praxisteam für den Umgang damit geschult ist. Sinnvoll ist das in Arztpraxen, die Operationen durchführen.

Erwachsene – Modul B

Das Modul B gehört in den meisten Arztpraxen zum Standard. Im Gegensatz zu Modul C befinden sich in einem solchen Arztkoffer Geräte und Materialien in der Größe für Erwachsene.

Kinder – Modul C

Für Kinderärzte macht es Sinn, den Notfallkoffer mit dem Modul C für Kinder und Säuglinge auszustatten. Die Bestandteile sind größtenteils gleich, allerdings unterscheiden sie sich in der Größe. 

So ist für Erwachsene unter anderem ein Absaugkatheter CH18 vorhanden, während für Kinder verschiedenen Alters Katheter in den Größen CH12, CH14 und CH16 beiliegen. Ähnliches gilt für Beatmungsmasken, Beatmungsbeutel oder einen Tubus.

Berücksichtigung von fachärztlichen Anforderungen  

Ärzte können von den Vorgaben der DIN 13232 abweichen und den Notfallkoffer nach eigenen Anforderungen abwandeln. Je nach Fachgebiet und Leistungsspektrum kann eine andere Notfallausstattung notwendig sein. Eine HNO-Praxis oder ein Orthopäde haben einen anderen Bedarf als ein Allgemeinmediziner. 

Bei der Zusammenstellung eines Notfallkoffers sollten Sie sich immer an der Patientensicherheit ausrichten und gewährleisten können, dass das Praxispersonal mit den Inhalten des Koffers umgehen kann. 

Welche Medikamente gehören in den Notfallkoffer?

Es gibt keine Vorschrift, welche Medikamente genau in einem Notfallkoffer einer Arztpraxis vorhanden sein müssen. Vielmehr handelt es sich um Empfehlungen, wie in klassischen Notfallsituationen umzugehen ist und welche Medikamente dafür geeignet sind. Deshalb finden Sie auch Empfehlungs-Listen mit den wichtigsten Notfallmedikamenten. 

Neben dieser Orientierung können Sie den Notfallkoffer individuell erweitern. Schließlich kann der Bedarf an Medikamenten oder anderer Ausstattung je nach Praxis variieren. Wichtig hierbei ist: Statten Sie den Notfallkoffer nur mit Arzneimitteln aus, die Ihnen vertraut sind.

Notfallmedikamente müssen Sie bei der Anschaffung eines Koffers über eine Apotheke bestellen.

Notfälle in der Praxis – Haben Sie einen Notfallplan?

Der beste Notfallkoffer bringt Ihnen wenig, wenn es keinen Notfallplan gibt, der festlegt, wie in Notfällen zu reagieren ist. 

Notfallausstattung

Für den Notfallkoffer in der Arztpraxis sollten folgende Punkte geklärt sein:

  • Inhalt des Notfallkoffers
  • Aufbewahrungsort
  • Verantwortlicher für die Überprüfung des Koffers
  • Zeitabstände für regelmäßige Überprüfungen
  • Mitarbeiterschulungen

Legen Sie im Rahmen des Praxismanagements die Inhalte fest und erstellen Sie eine Notfallkoffercheckliste, mit der einfach geprüft werden kann, ob die Ausstattung vollständig ist. Zu prüfen sind auch die Funktionsfähigkeit und Haltbarkeitsdaten. Im Hygieneplan sollte zudem deutlich werden, wie nach einem Einsatz mit dem Notfallkoffer umzugehen ist.

Wichtig ist, dass dem Personal der Standort des Notfallkoffers in der Arztpraxis bekannt ist und dieser frei zugänglich aufbewahrt wird. Praxispersonal muss geschult werden, damit es in Notfällen zurechtkommt. Planen Sie daher regelmäßige Teamschulungen oder Fortbildungen ein.

Notfallerkennung und -Handlung

Um in Notfällen richtig reagieren zu können, muss der Notfall zunächst erkannt und die Dringlichkeit eingeschätzt werden. Dafür können Sie eine Checkliste mit Symptomen und Auffälligkeiten erstellen und Notrufnummern wie die Giftnotzentrale oder den Kindernotdienst nennen. 

Der Notfallplan beschreibt dagegen Maßnahmen und gibt konkrete Anweisungen, was im Notfall zu tun ist. Legen Sie fest, wer informiert werden muss und erinnern Sie, wo der Notfallkoffer verstaut ist. 

Geben Sie hier einige Szenarien vor, zum Beispiel:

  • Was ist im Falle der Bewusstlosigkeit des Patienten zu tun? 
  • Wie sollte der Patient richtig gelagert werden? 
  • Wie kann der Transport vorbereitet werden?
  • Wie können Angehörige informiert werden?

Notfälle sind in einer Arztpraxis nicht die Regel, weshalb es umso wichtiger ist, dass das Personal auf solche Situationen vorbereitet wird.

Bleiben Sie jederzeit einsatzbereit

In einer Arztpraxis können Jahre vergehen, bis ein Notfall eintritt. Dann kommt es auf den Notfallkoffer und das Know-how des Praxisteams an. Mit Schulungen halten Sie Ihr Personal für die schlimmsten Fälle gewappnet. Vergessen Sie aber nicht, den Notfallkoffer der Arztpraxis regelmäßig auf seine Aktualität zu prüfen. Denn das kann im stressigen Praxisalltag schnell untergehen. 

Stellen Sie sicher, dass Ihre Praxis gut organisiert ist. Abläufe müssen klar definiert und effizient sein. Die Digitalisierung ist dabei eine große Hilfe. Mit einem digitalen Assistenten wie Idana sind Sie nicht nur bei zukünftigen Notfällen besser aufgestellt, sondern auch für die zukünftigen Anforderungen, die sich in der Arbeitswelt von Arztpraxen entwickeln. Um mehr über die Vorteile und den Einsatz digitaler Tools in der Praxis zu erfahren, lesen Sie auch unser E-Book zum Thema und erfahren Sie wie Idana auch Ihren Arbeitsalltag effizienter gestalten kann.

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