Als Kassenarzt mussten Sie sich vor langer Zeit die Frage stellen: Wie lange dürfen Ärzte praktizieren? Eine Altersgrenze von 68 Jahren entzog vielen Ärzten unfreiwillig die Zulassung. Mittlerweile gibt es jedoch keine Altersbeschränkung mehr und ältere Ärzte erhöhen das Durchschnittsalter in deutschen Arztpraxen.

Welche Regelungen gibt es in Bezug auf die Kassenzulassung?

Die Kassenzulassung ist für alle Ärzte relevant, die gesetzlich versicherte Patienten behandeln möchten. Ohne Zulassung können Sie nicht praktizieren.

Was ist eine Kassenzulassung?

Vertragsärzte, Vertragszahnärzte und Vertragspsychotherapeuten benötigen eine kassenärztliche Zulassung, um ambulante Leistungen für gesetzlich versicherte Patienten abrechnen zu können. Dazu müssen die Kassenärzte Mitglied der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) sein.

Vertragsärzte rechnen mit den gesetzlichen Krankenkassen direkt ab, statt den Patienten eine Rechnung zu stellen. Leistungen werden nach bestimmten Sätzen vergütet.

Die Zulassung als Vertragsarzt muss beantragt werden und ist an bestimmte Regelungen gebunden. 

Voraussetzungen für die Kassenzulassung

Für die Kassenarztzulassung müssen Sie bestimmte Anforderungen erfüllen.

  • Approbation
  • Eintrag im Arztregister der KV
  • Sitz als niedergelassener Arzt
  • Weiterbildung zum Allgemeinmediziner oder Facharzt
  • Keine schwerwiegenden Mängel in den letzten fünf Jahren
  • Keine anderen zeitintensiven Beschäftigungen
  • Keine Zulassungsbeschränkungen in Planungsbereich

Wenn Sie die Voraussetzungen erfüllen, können Sie bei Ihrer zuständigen KV einen Antrag stellen.

Rechte sind mit Pflichten verbunden

Als Kassenarzt sind Sie Mitglied der KV und müssen sich an deren Regularien halten. Sie sind damit nicht nur zur vertragsärztlichen Versorgung berechtigt, sondern auch verpflichtet.

Vertragliche und berufsrechtliche Bestimmungen

Kassenärzte haben Vorgaben für die Behandlung und Versorgung von Patienten. Sie müssen sich an den Bundesmantelvertrag-Ärzte und weitere Verträge zwischen der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und den Krankenkassen halten. 

Präsenzpflicht

Ein niedergelassener Arzt erhält die Zulassung für eine konkrete Anschrift, an der er als Arzt praktizieren darf. Die Sprechstundenzeiten müssen anhand eines Praxisschildes deutlich gemacht werden.   

Persönliche Leistungserbringung

Als Kassenarzt müssen Sie Ihre Arbeit persönlich und in freier Praxis ausüben. Es darf also kein verstecktes Angestelltenverhältnis vorliegen. Ausnahmen sind jedoch unter bestimmten Voraussetzungen möglich.

Bereitschaftsdienst

Für Vertragsärzte ist der Bereitschaftsdienst, also die Teilnahme am Notfalldienst, Pflicht. Eine Befreiung ist möglich, zum Beispiel aufgrund von Erkrankungen oder körperlicher Behinderung.

Wann endet die Zulassung?

Die Zulassung als Arzt endet automatisch, wenn:

  • der Arzt verstirbt
  • der Arzt auf die Zulassung verzichtet
  • der Arzt seine Tätigkeit nicht aufnimmt
  • der Arzt vom Zulassungsbezirk wegzieht
  • dem Arzt die Zulassung entzogen wird

Die Zulassung ist unabhängig des Alters gültig. Sie endet also nicht aufgrund einer Altersgrenze.

Vor- und Nachteile von Kassenärzten

Wer sich gegen eine vertragsärztliche Tätigkeit entscheidet, kann seine Patienten auch als Privatarzt versorgen. Dazu ein Überblick zu den Vor- und Nachteilen eines Kassenarztes.

Vorteile:

  • Die gesetzlichen Krankenkassen übernehmen in der Regel die Kosten der Behandlung.
  • Ein Großteil der Bevölkerung ist gesetzlich krankenversichert.
  • Sie können direkt mit der Krankenkasse abrechnen und müssen dem Patienten keine Rechnung ausstellen.
  • Als Vertragsarzt können Sie auch Privatpatienten und Selbstzahler behandeln.

Nachteile

  • Die Behandlungsoptionen sind durch die KV eingeschränkt.
  • Oft ist wenig Zeit für das Arzt-Patienten-Gespräch.
  • Ein Zulassungsverfahren und freier Arztsitz oder eine Praxisübernahme sind notwendig.
  • Vertragspraxen haben für Patienten oft lange Wartezeiten auf einen Termin.

Gibt es eine Altersgrenze für verschiedene Ärzte?

Es gibt keine Altersgrenze für verschiedene Ärzte mehr. Sofern eine gültige Approbation vorhanden ist, kann ein Arzt zeitlich unbefristet und unabhängig seines Alters seiner ärztlichen Tätigkeit nachgehen. 

Der Entzug der Approbation für Kassenärzte kann nicht mehr aufgrund des Alters erfolgen. Vielmehr sind Unzuverlässigkeit, Unwürdigkeit, Straftaten oder gesundheitliche Gründe dafür zu nennen.

Wie lange dürfen Ärzte praktizieren – Unterschied zwischen Privat- und Kassenärzten

In Hinblick auf die Frage Wie lange dürfen Ärzte praktizieren? gab es einen Unterschied zwischen Privat- und Kassenärzten. Kassenärzte und Vertragspsychotherapeuten mussten aufgrund der gesetzlichen Altersgrenze von 68 Jahren beim Eintritt in die Rente ihre Kassenzulassung abgeben. Somit war es nicht mehr möglich, Kassenpatienten zu behandeln. 

Privatärzte konnten dagegen weiterhin Privatpatienten oder Selbstzahler medizinisch versorgen.

Mit dem Gesetz zur Weiterentwicklung der Organisationsstrukturen (GKV – OrgWG) wurde die Regelung zur Altersgrenze hinfällig. Seit 2009 können Vertragsärzte, die 68 Jahre oder älter sind, weiterhin ihren Arztberuf ausüben.

Gibt es einen Unterschied zwischen verschiedenen Bundesländern?

Eine Approbation ist in ganz Deutschland gültig. Ärzte mit gültiger Approbation können daher unabhängig von Alter und Bundesland praktizieren.

Die Approbation unterscheidet sich von einer Berufserlaubnis. Die Berufserlaubnis ist auf zwei Jahre begrenzt und kann sich auf ein bestimmtes Bundesland beschränken, manchmal sogar eine konkrete Arbeitsstelle.

Wie wirkt sich die Aufhebung der Altersgrenze aus?

Nach der Aufhebung der Altersgrenze von 68 Jahren entscheiden sich viele Ärzte dafür, mit Ihrer Tätigkeit trotz Rentenalter weiterzumachen. 

Im Gegensatz zu 2008 waren im Jahr 2018 nicht mehr nur fünf, sondern 15 Prozent der Hausärzte über 65 Jahre alt. Diese Entwicklung zeigt sich auch am Durchschnittsalter der Hausärzte in Deutschland. Dieses ist von 52,2 Jahren im Jahr 2008 auf 55,3 Jahre in 2018 gestiegen. Ein Anstieg von 3,1 Jahren.

Diese Entwicklung zeigt sich auch bei Zahnärzten. Von 2009 bis 2018 ist der Anteil der Zahnärzte über 65 Jahren um vier Prozentpunkte gestiegen und betrug neun Prozent. Im Alter zwischen 60 und 65 Jahren wurde ein Anstieg um 3,5 Prozentpunkte auf 13,2 Prozent verzeichnet, sodass sich das Durchschnittsalter von 47,1 auf 48,7 Jahre erhöhte.

Warum Ärzte lieber kürzertreten, statt aufzuhören

Ärzte arbeiten im Seniorenalter selten mit dem bisherigen Arbeitspensum weiter. Vielmehr gehen Ärzte in eine Teilzeitstelle über, bevorzugen eine 20-Stunden-Woche oder sogar nur einen Arbeitstag wöchentlich. Eine Tätigkeit als Vertretungsarzt kommt ebenfalls in Frage. Das zeigt: Flexibilität ist nicht nur bei der jüngeren Generation gefragt. 

Für ältere Ärzte sind zudem andere Tätigkeitsfelder interessant, zum Beispiel als medizinischer Gutachter, Lehrkraft oder Reisearzt. 

Und was treibt Ärzte an, die sich doch eigentlich entspannt zurücklehnen und Ihre freie Zeit genießen könnten? 

Die folgenden Zahlen stammen aus einer Umfrage (2018) des Berufsverbandes der Deutschen Chirurgen.

  • Ca. 77 Prozent wollen für ihr Selbstwertgefühl weitermachen
  • Ca. 74 Prozent wollen damit Wertschätzung erhalten
  • Ca. 72 Prozent mögen das Gefühl, gebraucht zu werden
  • Ca. 59 Prozent haben Angst, nichts mehr zu tun zu haben

Finanzielle Gründe stehen demnach nicht im Vordergrund.

Fazit: Aufhebung der Altersgrenze wird genutzt

Ärzte dürfen seit 2009 auch noch arbeiten, wenn Sie 68 Jahre oder älter sind. Das bringt viele Vorteile mit, unter anderem der Erfahrungsaustausch zwischen jungen und älteren Ärzten. Genutzt wird der Wegfall der gesetzlichen Regelung jedenfalls, wie der Anstieg des Durchschnittsalters von Ärzten zeigt.

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